Antwort von Guillermo Fariñas

Antwort von Guillermo Fariñas Hernández auf das Interview, das Deisy Francis Mexidor von der Zeitung Granma am Samstag, dem 3. Juli 2010 mit dem Chef der Intensivtherapeutischen Dienste des Universitätskrankenhauses Arnaldo Milián Castro führte[1]

Die Antwort diktierte Guillermo Fariñas telefonisch Licet Zamora Carrandi.

Die Journalistin Deisy Francis Mexidor unterließ es absichtlich, das gesamte medizinische Team herauszustellen, das Guillermo Fariñas Hernández betreute, darunter Dr. Armando Caballero López jefe de Cuidados Intensivos y Especialista en Segundo Grado; Dr. Elías Becker García, Especialista en Segundo Grado en Nutrición Parenteral; Dr. Luis Alberto Pérez Santos, Especialista en Segundo Grado en Terapia Intensiva; Dr. Mauro López Ortega, Especialista en Segundo Grado en Terapia Intensiva; Dr. Mario Rodríguez Domínguez, Especialista en Segundo Grado en Terapia Intensiva; Dr. Rodolfo Delgado Martínez; Dr. Israel Serra Machado; Dr. Ernesto Fernández Aspiolea, Especialista en Primer Grado en Terapia Intensiva; Dr. Marcos Castro Alonso, Especialista en Primer Grado en Terapia Intensiva; Dr. Yoniel Rivero Lóbrega, Residente en Tercer año en Terapia Intensiva y Dr. Carlos Herrera Cartaya,[2] der nicht Teil des Ärzteteams war, weil er gerade seinen Dienst in Venezuela leistet, und wenn er zu Besuch in Kuba ist, jeden Morgen an den Besprechungen der Ärzte über die Entwicklung von Guillermo Fariñas teilnimmt, wegen seiner Erfahrung in früheren Jahren während der verschiedenen Hungerstreiks, die er[3]  unternommen hat.

Herrn Professor Armando Caballero ist ein kleiner Fehler unterlaufen, denn ich wurde am 11. März mit einem Gewicht von 53 kg eingeliefert, und gelegentlich hat man mich bis auf 69, 5 kg gebracht. All das geschah dank des Ernährungsspezialisten Dr. Elías Becker, und das macht uns sicher, dass Orlando Zapata Tamayo umgebracht wurde. Hätte man ihm nämlich die ärztliche Versorgung zukommen lassen wie die, die nach dem Bericht der Zeitung Granma mir zuteil wurde, dann wäre er jetzt nicht tot.

Es wurde vermieden, den Grund für mein Hungern zu erklären, und man stellt es  in der Zeitung als Selbstmord hin und erklärt ihren Lesern nicht, dass Guillermo Fariñas seit dem 24. Februar in Hungerstreik ist und Haftverschonung für 25 der 26 politischen Häftlinge fordert, die sich als Gewissensgefangene und in prekärem Gesundheitszustand in den Gefängnissen Kubas befinden.

Meiner Ansicht nach wurde der Humanitarismus der Ärzte benutzt, um  wegen meines bedenklichen Gesundheitszustands die Medien der internationalen Presse allmählich  auf meinen künftigen Tod vorzubereiten. Ich bin mir meines baldigen Todes bewusst und halte das für eine Ehre, denn ich versuche nämlich, diesen 25 politischen und Gewissensgefangenen das Leben zu retten, weil das Vaterland sie als Anführer braucht. Die einzigen Verantwortlichen meines künftigen Sterbens sind die Brüder Fidel und Raúl Castro. Ich vertraue auf das Team aus Ärzten und Hilfskräften, das mich  betreut.

Deshalb habe ich die verschiedenen Angebote, wegzugehen, um mich in anderen Ländern behandeln zu lassen, zurückgewiesen. Ich will in meinem Vaterland sterben, unter den Augen der Diktatoren, die Pistolen, Gewehre, Kanonen und Bomben besitzen. Ich habe nur die Moral, zu den kleinen Leuten zu gehören, 51 Jahre lang betrogen und unterdrückt von denen, die die Waffen, die Gewalt  und die totalitären Gesetze besitzen und  die von oben schlecht regieren.

Guillermo Fariñas Hernández, Havanna, 05.07.10

Übersetzung: Heidrun Wessel

Artikel aus http://huelgadehambrecuba.wordpress.com/2010/07/05/respuesta-de-guillermo-farinas-hernandez-al-periodico-granma/

Anmerkungen d.Ü.

[1]  Das Interview und die Antwort von Guillermo Fariñas liegen zwar schon einige Tage zurück und sind inzwischen durch die aktuelle Entwicklung überholt (vgl. Blogeintrag von Yoani Sánchez in Generación Y vom 9. Juli 2010, deutsch: http://www.desdecuba.com/generationy_de/?author=1 ), gleichwohl machen sie die Haltung des kubanischen Regimes und die von Guillermo Fariñas deutlich.
[2] Vereinfachend werden in der deutschen Übersetzung die kubanischen Qualifikationsbezeichnungen übernommen. M.E. legt Guillermo Fariñas in erster Linie Wert  auf die Aufzählung der Personen, die mit seiner Behandlung befasst waren, sowie darauf, dass es sich um ausgesprochene Fachkräfte handelt.
[3] Guillermo Fariñas