Strömungen und Varianten des kubanischen Journalismus

(Übersetzung des Vortrages)

Die Einwohner Kubas können auf 3 nationale Tageszeitungen zugreifen: „Granma“, das Mitteilungsblatt der Kommunistischen Partei, „Juventud Rebelde“ vom Kommunistischen Jugendverband und „Trabajadores“  vom Zentralen Gewerkschaftsverband Kubas . In jeder der 14 Provinzen erscheint außerdem eine lokale Tageszeitung. Der offizielle Preis der Zeitungen ist 20 Centavos. Da die Auflagenhöhen jedoch völlig unzureichend sind, gibt es einen inoffiziellen „Parallelmarkt“, der in der Hauptsachen von Rentnern lebt, welche die Zeitungen zum Preis von 1 Peso (100 Centavos) verkaufen.

Die vor mehr als 80 Jahren gegründete Zeitschrift „Bohemia“ ist die einzige, die mit einer 15-tägigen Ausgabe allgemeine Informationen bietet. Andere Veröffentlichungen im Zeitungsformat sind auf internationale (Orbe), kulturelle (La Gaceta und Caiman Barbudo) Nachrichten spezialisiert.  Es gibt weitere mit einer unregelmäßigen Ausgabe, die Sport, Mode oder Technik zum Thema haben. Die Zeitschriften „Temas“ und „Cuba Socialista“ widmen sich ideologischen Themen mit hohem akademischen Niveau, jedoch komplett aus der Sicht der Partei.

2 nationale Fernsehkanäle mit unterschiedlichen Programmen und noch 2 zusätzliche „Bildungs“-Kanäle sowie auch die sogenannten „Tele-Zentren“ der Provinzen versuchen, die Nachfrage der Fernsehzuschauer zu sättigen. Außerdem gibt es 4 oder 5 nationale Radiosender, mindestens einer pro Provinz, die das Gleiche für die Radiohörer versuchen.

Bis zum Fall des Sozialismus in Europa konnte man in den Kiosken sowjetische, polnische, deutsche (aus der DDR) bulgarische, ungarische, tschechische, chinesische und koreanische Zeitschriften erwerben. Das jedoch gehört der Vergangenheit an. Heute werden die einzigen ausländischen Publikationen in Kuba in Läden für ausländische Touristen angeboten. Dort findet man „El País“, „ABC“, Le Monde“, „Paris Match“, „Spiegel“  mit großer Verspätung und zu für „Normal“-Kubaner unerschwinglichen Preisen.

Mit Parabol-Antennen und anderen UHV können in Havanna ausländische Fernsehsender empfangen werden. Sie sind gesetzlich verboten. Das Gesetz legt außerdem fest, dass die normalen Antennen immer in die Empfangsrichtung der erlaubten Kanäle ausgerichtet sind.

Wegen der geographischen Nähe zur USA könnten auf der Mittelwelle die Übertragungen von Radio Martì gehört werden. Es handelt sich um einen Sender der nordamerikanischen Regierung, der 24 Stunden am Tag speziell für Kuba ausstrahlt. Das Gleiche machen viele andere kleine Sender, die von Exilkubanern kontrolliert werden. Von den hunderten von Sendestunden erreichen Kuba keine 20%, denn ein komplizierter Interferenzmechanismus verhindert den Empfang auf der  ganzen Insel. Die Interferenzen behindern auch europäische Ausstrahlungen.

Zum Internet sind verschiedene Aussagen zu treffen: an erster Stelle, dass in Kuba weder Computer noch Modems an Privatpersonen verkauft werden. Es ist ausdrücklich verboten, diese Geräte aus dem Ausland als Geschenk für Kubaner einzuführen. Es gibt keinen offiziellen Internetservice für Privatpersonen sondern dieser ist auf bestimmte öffentliche Einrichtungen beschränkt. Es existiert ein komplett überwachtes Internet für medizinische und wissenschaftliche Institutionen. Und im Internet sind die Seiten von „Nuevo Herald“, „Cubanet“ und „Encuentro“, die Nachrichten über das Land verbreiten, blockiert. In einigen Hotels  können die Touristen zum Preis von etwa 5 Dollar pro halbe Stunde auf das Internet zugreifen.

Einige in Kuba von alternativen Medien unter unerbittlicher Verfolgung gedruckte Nachrichtenmagazine gehören zu Parteien der Opposition.  Ihre Auflagen erreichen einige hunderte Exemplare, die im Untergrund unter den Mitgliedern dieser Organisationen weitergereicht werden. 

Die katholische Kirche verfügt über wichtige Veröffentlichungen wie „Palabra Nueva“ und „Vitral“. Diese sind praktisch die einzigen, die in gemäßigter Form und in einer begrenzten Auflage Artikel veröffentlichen, die die regierungstreue Routine durchbrechen.

Soviel zu den Medien. Der Inhalt der Veröffentlichungen kann auf das Folgende reduziert werden: Kuba ist die beste der möglichen Welten und der Rest der Welt ist eine ständige Katastrophe.

Alle Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme in Kuba erfüllen die Bezeichnung „regierungstreu“ nicht nur weil sie den hier erläuterten Kontrollmechanismen unterworfen sind, sondern auch weil man auf dem ersten Blick feststellen kann, das nicht eine kritische Zeile an den Regierungsmaßnahmen existiert. Statt dessen finden sich viele Zeilen und Seiten voller Verteidigungs- und Siegesreden. Nach den Zahlen des letzten Kongresses des Kubanischen Journalistenverbandes gab es  im Jahr 1999 2800 Mitglieder des Journalistenverbandes (1799 Männer und 1001 Frauen).

Im allgemeinen kann man den offiziellen Journalismus nicht der unverschämten Lügen bezichtigen sondern, dass er verheimlicht oder verfälscht.

Zum Beispiel, als in Genf 22 Länder einem Entschluss zustimmten, der die kubanische Regierung verurteilt oder Menschenrechtsprobleme, wird nicht gesagt, dass nur 5 Länder sich der Stimme enthielten sondern, dass die die zustimmten, es auf Geheiß von Washington taten.

Der offizielle Journalismus lügt nicht wenn er versichert dass es auf Kuba keine barfüßigen Kinder gibt. Aber er versteckt die Wirklichkeit, nämlich dass die Schuhe zu einem Preis gekauft wurden, der nicht mit dem staatlichen Lohn der Väter dieser Kinder in Einklang steht und dass in vielen Fällen das Geld zum Schuhkauf von Familienangehörigen aus Miami geschickt oder durch Mittel erstanden wurde, die der Staat selbst verurteilt.

Es ist offensichtlich, dass es im Umfeld der kubanischen Presse keine „politisch gleichgültigen“ Personen gibt oder sie schwer zu finden sind.  Aus diesem Grund und weil alles, was veröffentlicht wird, für das System einsteht, können nur 2 Typen von Journalisten innerhalb des staatlichen Sektors existieren: die, die fest an das was sie schreiben glauben und die Simulanten.

Vielen fällt es schwer zu glauben, dass eine Person anständig, intelligent, gut informiert und zugleich ein ehrlicher Sympathisant des Systems sein kann. Es gibt jedoch solche Fälle. Ich kenne persönlich einige Personen, die folgende Argumente anführen:

1.      Die fehlende Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist eine Folge dessen, dass die Insel von der größten imperialistischen Weltmacht der Geschichte belagert wird, die eine schon mehr als 40 Jahre andauernde Blockade verhängt hat.

2.      Die Errungenschaften auf den Gebieten Gesundheitswesen, Erziehung und sozialer Sicherheit in Kuba wären ohne die Revolution nicht möglich gewesen und sie gehen verloren oder erleiden einen tiefen Rückschritt wenn sich ein Wechsel zur Demokratie und Marktwirtschaft vollziehen würde.

Man kann hinzufügen, dass diese Personen ihr Bestes im Leben, nämlich ihre Jugend, der Revolution hingaben. Es ist zu dramatisch und demoralisierend zu erkennen, so lange Zeit auf der falschen Seite gewesen zu sein.

Die Simulanten sind jene, die Lobeshymnen auf das System schreiben, das ihnen in Wirklichkeit missfällt oder das sie radikal geändert haben möchten. Es gibt viele, auch wenn man anerkennen muss, dass der Pressebereich weder über die Menge noch die Qualität von Privilegien verfügt, die den Opportunismus rechtfertigen.

Bis Ende der 80-iger Jahre konnte der Beruf Journalist die Möglichkeit öffnen, ein Auto, eine Reise ins Ausland oder eine Wohnung zugesprochen zu bekommen. Das hat sich jedoch nach den 90-igern geändert. Die Gehälter sind gestiegen aber nur wenige Berufsjournalisten verdienen mehr als 500 Kubanische Pesos monatlich. Das entspricht etwa 20 US Dollar. Viele simulieren einfach weil sie gern Journalisten sind und ihnen das soziale Prestige dieses Standes gefällt. Das hängt auch mit der internationalen Anerkennung zusammen, die dieser Berufszweig erfährt. Weiterhin genießen sie auch den Kontakt mit den Vertretern der mittleren und höchsten Machthierarchien, aus dem immer zusätzliche Vorteile erwachsen. Andere simulieren einfach aus Angst, denn sie wissen, wenn sie das schreiben, was sie denken, würden sie ausgestoßen oder sogar ins Gefängnis geworfen. Ein Grund kann auch sein, dass sie nichts Anderes machen können oder wollen um den Lebensunterhalt zu verdienen.

Das Drama des offiziellen Journalisten in Kuba besteht darin, dass ihm täglich mehr abverlangt wird. Es genügt nicht, sich der Kritik zu enthalten. Es reicht nicht aus, zu applaudieren. Nein, man muss mit viel Begeisterung und möglichst jeden Tag mit mehr Begeisterung klatschen.

Wenn man manchmal zwischen den Zeilen liest, bekommt man manchmal das Gefühl, das der Journalist etwas Anderes sagen möchte aber die, die sie kontrollieren sind auch nicht dumm sondern ganz im Gegenteil sind sie Experten im „Zwischen den Zeilen“ lesen.

Die Kontrollmechanismen über die kubanische Presse funktionieren in 4 verschiedenen Stufen.

Als erstes gibt es die Abteilung für Revolutionäre Orientierung (DOR) beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas. Dort gibt es einen umfangreichen Arbeitskreis, der sich mit der Analyse und Klassifizierung aller Veröffentlichung im Lande befasst. Es werden „Nachfolgungen“ über Themen und Autoren aufgestellt.

Auf der Grundlage der vorgestellten Analysen und unter Beachtung unterschiedlichster Interessen wird ein „Themenplan“ aufgestellt, der bestimmt, welche Themen und welche nicht in der kubanischen Presse behandelt werden. Außerdem wird die Art und die Intensität des Umgangs mit den Themen festgelegt. Unter die Kontrolle fallen auch die von den Radiosendern ausgestrahlte Musik sowie die musikalischen Videoclips, Fernsehserien oder wissenschaftliche Programme, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. In periodischen Abständen die kommen die Direktoren der Medien zusammen und prüfen, wie dieser, natürlich für alle verbindlichen, Plan erfüllt wird.

Es ist die DOR, die nach vorheriger Absprache mit den höchsten Kreisen, die Direktoren der Presse sowie die Leiter der einzelnen Seiten oder Sparten bestellt. Das bezieht sich auf die Stellen auf Landes- und Provinzebene, die nationalen Radiosender, spezialisierte Zeitschriften usw.

Die DOR betreut außerdem direkt die Fakultät für Information und Kommunikation in der die neuen Journalisten ausgebildet werden. Sie kontrolliert ihre Studienpläne und greift in den Auswahlprozess für neue Studenten ein.

Der 2. Kontrollmechanismus hat Sektorencharakter. Jedes Ministerium oder jede wichtige Einrichtung verfügen über ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit, das die Journalisten anhält, unter Beachtung der Bereichsinteressen für den jeweiligen Bereich werbende Arbeiten zu liefern. Zu den Aufgaben gehört die Koordinierung von Besuchen in Studienzentren, Produktionsstätten oder Servicebereichen.  Sie wählen die im konkreten Fall zu besuchende Stätte aus, wo der Themenplan der DOR erfüllt wird. Auch die zu befragenden Personen werden bestimmt und in manchen Fällen werden geeignete gestellt Szenerien geschaffen, damit die Veröffentlichung ihren eignen Interessen entspricht.

Diese Stellen besitzen keine repressive sondern eine koordinierende Funktion. Sie betreuen die auf die Themen ihres Bereiches spezialisierten Journalisten. Sie laden sie zu Pressekonferenzen, Besprechungen, jährlichen Bilanzsitzungen usw. ein. Sie erfinden moralische und materielle Anreize in der Richtung in der sie glauben, dass die Journalisten die Berichterstattung über diesen Sektor führen sollen. Diese Berichte stellen die Grundlage für die Direktion eines Presseorgans bei der Bewertung der Arbeit eines jeden Journalisten dar in Hinblick auf die Einstufung in die Gehaltskategorie, Beförderung oder Verleihung von Auszeichnungen.

Den 3. Kontrollmechanismus übt das Ministerium des Inneren aus. In jedem Presseorgan gibt es eine oder mehrere Personen, die mit der Sicherheit der Einrichtung betraut sind. Sie passen besonders auf Personen auf, die als mehr oder wenig „konfliktiv“ eingestuft sind und untersuchen die außerbetrieblichen Beschäftigungen eines jeden Redakteurs, Fotografen, Grafikdesigners oder leitenden Mitarbeiters. Ihres Aufmerksamkeit richtet sich dabei weniger auf deren Veröffentlichungen (aber auch darauf) sondern auf die Kommentare in den Gängen, welche Fragen der Journalist einem Interviewpartner stellte (vor allem wenn es sich um einen Ausländer handelte) und ob es Kontakte zu Mitgliedern der Opposition oder des unabhängigen Journalismus gibt.

Der 4. Kontrollmechanismus ist vielleicht der effizienteste und ausgefeilteste von allen. Er betitelt sich unter dem Euphemismus „Selbstzensur“ und ist das Ergebnis des Druckes auf den Mitteilenden durch die oben beschriebenen Instrumente ausgeübten. Sie funktioniert wie ein psychologisches Hindernis, dessen Höhe bei jedem Einzelnen verschieden ist und sie kommt ganz konkret im Handeln und/oder Nichthandeln zum Vorschein, das jeder Journalist anwendet, um sich auf sicherem Boden zu bewegen und der Grenze des Erlaubten nicht zu nahe zu kommen (noch weniger sie zu übertreten),  die manchmal nicht sehr klar gezogen ist. Zum Beispiel erhielt der Trainer des nationalen Box-Auswahlteams, Alcides Segarra, in den 20 oder 30 Jahren, die er das Team leitete, nie eine Kritik von einem Sportreporter. Warum? Das weiß keiner so genau. Aber es wird vermutet, das er die persönliche Unterstützung von Fidel Castro hat und das reicht aus.

Einige Tage nach dem der damalige Außenminister Roberto Robaina ohne eine ausreichende Erklärung abgelöst wurde, wurde der kubanische Staatschef auf einer Tagung vor laufenden Fernsehkameras von mehreren Journalisten interviewt ohne dass nur einer von ihnen eine Frage zum Thema gestellt hat. Es gab kein ausdrückliches Verbot aber es war allen klar, das „das nicht gefragt wird“.  

Für einen Journalisten der offiziellen Presse, der glaubt, was er schreibt, ist die Selbstzensur ein Akt der politischen Zugehörigkeit. Sie ist die „Fessel eines Liebesschwurs“ um es mit der bildhaften Umschreibung eines regimetreuen Sängers auszudrücken. Der Journalist vertraut den Genossen der DOR, denn sie sind es, die alle Elemente kennen, um zu entscheiden, was er publizieren darf oder nicht. Wenn es erforderlich wäre, den für den Bereich Zuständigen etwas zu unterstützen, würde man mit einem Bericht über einen Kollegen die Zusammenarbeit untermauern. Außerdem wird aus Gründen der Disziplin alles mit dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit des Sektors in seiner Zuständigkeit abgesprochen.

Für einen Journalisten der offiziellen Presse, der sich wie Simulant verhält, ist die Selbstzensur eine Probe für sein berufliches Geschick, ist sie eine Form zu zeigen, dass „er über Talent“ und langes Licht verfügt, um das Passende vorherzusehen. Die von DOR auferlegten Beschränkungen sind einfach nur Spielregeln, die zu befolgen sind und der Genosse von der Sicherheit ist ein Typ vor dem man sich in Acht nehmen muss. Zu den Öffentlichkeits-Referaten der Sektoren über die er berichtet unterhält er gute Beziehungen, vor allem immer mit den Gedanken an die Bewertungsprofile und an den Tag des Journalisten zu dem Festempfänge und Ausflüge organisiert werden.

 Der unabhängige Journalismus ist, nach Definition, der, der Informationen verbreitet, die von der Regierung zensiert sind oder es sein würden. Ein unabhängiger Journalist interessiert sich nicht dafür von einem Ereignis zu berichten, das von der offiziellen Presse abgedeckt wird und wenn er es tut, dann geschieht es, um gegensätzliche Standpunkte zu vertreten.

Die meisten in diesem Sektor tätigen Personen haben keinen Abschluss der Fakultät für Information und Kommunikation der Universität. Das liegt, wie schon erklärt, unter anderem auch daran, dass die DOR an der Auswahl der Studiumsanfänger teilnimmt, die unter dem Motto „die Universität ist für die Revolutionäre“ steht.

Man muss sagen, dass einige kaum einen Nachrichtenartikel – im professionellen Sinn dieses Wortes – aufsetzen können. Aber man muss eingestehen, dass sie, genau wie ihre Kollegen aus dem offiziellen Journalismus, auch nicht lügen. Der Unterschied besteht darin, dass sie weder der Zensur unterworfen noch zum Verschweigen oder Verbiegen von Informationen verpflichtet sind.

Es ist klar, dass im unabhängigen Journalismus Parteien-Positionen vertreten werden und man kaum kritische Informationen über die Aktivitäten der Inneren Opposition findet. Das ist aber mit dem begrenzten Raum zu rechtfertigen in dem nur die Kritiken an der Regierung Platz haben.

Der Gesamtumfang der Informationen aus dem Bereich der unabhängigen Presse erscheint ausschließlich in den außerhalb Kubas erscheinenden Medien, einmal im Internet (Cubanet, Cubapres und andere), im „Nuevo Herald“ in Miami, im Radiosender „Radio Martí“ oder in der Zeitschrift „Encuentro de la Cultura Cubana“, besonders in seiner digitalen Sendung „Encuentro en la red“. Im Allgemeinen gehören die unabhängigen Journalisten zu Agenturen, die als Kontakte zwischen ihnen und den Zeitungen oder Radiosendern fungieren, die veröffentlichen und bezahlen.

Hier erscheint das umstrittene Thema der Bezahlung für diese Arbeit. Niemand und noch weniger ein Journalist kann etwas dagegen haben, dass jemand für Informationsarbeit Geld erhält. Wenn man erfährt, wie viel ein unabhängiger kubanischer Journalist für eine Chronik, eine Reportage oder eine einfache im Ausland veröffentlichte Nachrichtennotiz erhält, so kann der betrag nur Mitleid erregen und man bekommt Lust, das Presseorgan wegen übermäßiger Ausbeutung zu verklagen. Wenn man jedoch das Geld mit den Gehältern vergleicht, die den Profis für Kommunikation in Kuba gezahlt werden, dann wird verständlich, dass jemand sie beschuldigen könnte, dass sie ihre Arbeit aus kleinlicher Geldgier verrichten und sie „Söldner der Worte“ im Dienst des Imperialismus seien.

Was die unabhängigen Journalisten davor rettet, alle ohne Ausnahme als willige Lohnempfänger des Imperialistischen Gedankengutes angesehen zu werden, ist das unverhältnismäßig hohe Risiko, dem sie wegen ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Aus diesem Blickwinkel gesehen, das heißt unter Berücksichtigung des Verhältnisses Kosten-Entlohnung wären die kubanischen unabhängigen Journalisten die am schlechtesten bezahlten Söldner der Welt, so dass es absurd erscheint, sie als einfache Söldner anzusehen.

 Das soll natürlich nicht bedeuten, dass auch für die unabhängigen kubanischen Journalisten die Aufteilung in zwei Gruppen gilt: die, die fest an das was sie schreiben glauben und die Simulanten.

Wie ich zuvor im Zusammenhang mit den offiziellen Journalisten erklärte, die an das was sie schreiben glauben, fällt es vielen schwer zu glauben, dass eine Person anständig, intelligent, gut informiert und gleichzeitig ein ehrlicher Gegner der Regimes sein kann. jedoch gibt es solche Fälle. Persönlich kenne ich einige, die wie folgt argumentieren:

1.      Das durch die Diktatur aufgezwungene Fehlen der Freiheit ist ein Mittel, ihre Macht zu erhalten, denn wenn die Rede- und Versammlungsfreiheit erlaubt wären, würde das Regime zusammenbrechen. Der Hauptkonflikt besteht nicht zwischen der Regierung Kubas und der Regierung der USA sondern zwischen der Regierung Kubas und den von ihr Regierten.

2.      Die von Kuba vorgebrachten Errungenschaften auf dem Gebiete des Gesundheitswesens, der Erziehung und der sozialen Sicherheit sind nicht so stichhaltig, vorteilhaft oder kostenlos wie gesagt wird und sie bedeuten einen zu kleinen Vorteil wenn man sie vergleicht mit dem hohen Preis der persönlichen Freiheit, der dafür gezahlt werden muss.

Mann könnte hinzufügen, dass diese Personen ihr Bestes im Leben, nämlich ihre Jugend, der Revolution hingaben, sowohl als aktive Teilnehmer als auch als Opfer des Prozesses. Es ist zu dramatisch und demoralisierend zu erkennen, dass ihre Kinder das gleiche Schicksal haben werden.

Wer könnten die Simulanten innerhalb des unabhängigen Journalismus und allgemein innerhalb der Opposition sein?

An erster Stelle stehen die in ihre Reihen eingeschleusten Agenten der Staatssicherheit über die wir zu einem späteren Zeitpunkt sprechen werden. An zweiter Stelle sind diejenigen, deren Interesse nur auf die Absicht zu emigrieren gerichtet ist und ihre einzige Absicht besteht darin, sich eine Garantie zu bauen für den Erhalt des Visums als politische Emigranten.  Es ist klar, dass die letzteren keine überzeugten Revolutionäre sind, die sich als Oppositioren ausgeben sondern einfach Emigranten, die ihre Formalitäten beschleunigen wollen. 

Das heißt, dass es man unter ihnen keine Personen gibt, die überzeugt sind, dass das System das beste oder zumindest annehmbar ist und die den unabhängigen Journalismus nur des Geldes oder wegen anderer Vorteile  oder aus Angst oder auf fremden Druck ausübt.

Die Art von Simulant, der das Gegenteil schreibt von dem was er denkt, weil er ein Feigling und Opportunist ist, sehen wird nur in den Reihen des offiziellen Journalismus.

Innerhalb des unabhängigen Journalismus kann man höchstens den Fall des Übertreibenden  und die Situation noch schrecklicher als ohnehin Beschreibenden finden, dessen einzige Bestrebung darin besteht, seine Nachrichtenware besser zu verkaufen oder der vielleicht den gesunden Vorsatz hat, die Aufmerksamkeit auf die dargelegten Probleme zu lenken. Das jedoch ist eine andere Sache.

Ich kann diesen Vortrag nicht beenden ohne zu erwähnen, dass in diesem Moment 28 unabhängige Journalisten im Gefängnis sitzen angeklagt der Verschwörung mit der Interessenvertretung der USA mit dem Ziel die Revolution zu stürzen. Sie sitzen Strafen ab von 15, 18 oder 20 Jahren Gefängnis hunderte Kilometer entfernt von ihren Familien unter schwierigen Lebensbedingungen und einer ständigen Diffamierungskampagne ausgesetzt.