Wer manipuliert dein Schweigen?

Eine der freundschaftlichen Warnungen, die am meisten diejenigen empfangen, welche sich nicht zustimmender Art äußern, ist, dass immer jemand bereit sein wird, der ihre Meinung manipuliert. Denn wenn ein Kubaner irgend eine Verletzung seiner Rechte anzeigt, kann dies später für die Rechtfertigung der nordamerikanischen Blockade dienen und wenn einer sagt, dass es gut wäre die politische Gefangenen zu befreien, gibt das den Rechtsextremen innerhalb der Europäischen Union Argumente, den allgemeinen Standpunkt beizubehalten.

Sobald ein Ökonom aufdeckt, dass der Staat am Rande des Bankrotts steht verschreckt er damit mögliche Investoren, die in Kuba investieren möchten. Wenn jemand auf die Idee kommt aufzuzeigen, dass das Erziehungssystem versagt hat, dass die Gesundheitsleistungen jährlich kleiner werden und, dass wir Jahr für Jahr weniger sportliche Wettbewerbe auf internationalem Parkett gewinnen, so dient dies nur der Revolution ihre Geltung zu entziehen, welches ihr meist geschätztes Gut ist und von welcher die Solidarität der Welt zu Kuba abhängt und somit auch zu einem Thema nationaler Sicherheit wird. Ohne die Frage zu analysieren, wer mehr Schuld hat, der die Irrtümer schafft oder, wer diese verbreitet, glaube ich nützlich diese Freunde zu fragen, die- auch wenn sie mit unseren Kritiken einverstanden sind- darauf bestehen uns diese Warnungen auszusprechen, ob sie nie daran gedacht haben, wer ihr Schweigen manipuliert.

 In wie vielen Statistiken erscheinen diese Schweigenden, die Teil dieser Mehrheit sind, die die Regierungsführung billigt? Wie oft trauen sich die Autoritäten die Schraubemutter enger zu ziehen bis dahin wo das Gewinde gerade endet, weil sie kalkulieren, dass man schweigen bewahrt und die welche protestieren in die Hände der Feinde fallen werden?

 Die “Liebes-Knebel” ist keine andere Sache als eine Verherrlichung von “Angst- Knebel ”, denn es wirkt viel eleganter das Schweigen mit einer mutmaßlichen Manipulation zu rechtfertigen als die Panik einzugestehen, die man hat, weil man wahrscheinlich ins Gefängnis kommen würde.

 Reinaldo Escobar, La Habana, 23.02.10

 Artikel aus http://www.desdecuba.com/reinaldoescobar/

 Übersetzung: Karla Krauß